Die Hohe Warte ist eines der traditionsreichsten Stadien Österreichs. Im Naturstadion in Wien Döbling kann man nicht nur die Raiffeisen Vikings Vienna, immerhin europäischer Rekordmeister im Amercian Football, bestaunen sondern auch den First Vienna FC, bekanntlich der älteste Fußballverein Österreichs. Und wenn man hier das Erste Liga Spiel zwischen der Vienna und St.Pölten mit einer Wurstsemmel in der Hand, natürlich mit Essiggurkerl, begutachtet, kommt einem wohl der Gedanke welcher Faktor im Weltfussball wohl der wichtigste ist.
Warum ist eigentlich der Qualitätsunterschied zwischen der Ersten Liga und der Bundesliga so hoch ? Warum trauen Fachleute wie Georg Pangl der Vienna nicht zu gegen Rapid oder Salzburg bestehen zu können ? Wirft man einen genaueren Blick auf ein Spiel der Ersten Liga fällt einem sofort vor allem eines ins Auge: Kombinationen sind rar. Viel mehr wird hier der klassische Kick&Rush praktiziert, "Brechstangenfußball" wie Alfred Tatar so schön sagt. Rein körperlich oder technisch stehen Teams wie St.Pölten oder Grödig dem SK Sturm oder der SV Ried wohl um nichts nach, im mannschaftlichen Bereich hingegen können Erstligisten in der Regel nicht mit einem gestandenen Bundesligisten mithalten .
Damit ist nicht unbedingt die klassische Stimmung, der Zusammenhalt im Team gemeint, natürlich spielt dies im internationalen Fußball auch eine große Rolle, sondern viel eher das blinde Verständnis untereinander, wodurch bekanntlich schneller Kombinatiosfußball ermöglicht wird.
Eine Mannschaft die diese Art von Fußball in perfekt ausgeführter Form ausspielen kann ist natürlich der FC Barcelona. Zwar wird das wirbelige Kurzpassspiel der Katalanen international eher zwiespältig angesehen (Stichtwort: "einschläfernd"), doch kann man den Blaugrana nicht die großen Erfolge der letzten Jahre absprechen. Hauptgrund dafür: Das Tiki-Taka, das schnelle Kurzpassspiel auf engstem Raum. Doch wenn man denn damit so große Erfolge einfahren kann, warum wird dieses Spiel nicht von viel mehr Mannschaften praktiziert ?
Eine Antwort ist einfach zu finden, denn um diese Art von Fußball spielen zu können benötigt man viel mehr als nur den bloßen Willen dies zu tun. Mentale Geschwindigkeit und starke technische Anlagen sind Grundvoraussetzung um solche Ballstaffeten produzieren zu können.
Ein Hauptgrund also, warum man solche nicht in der Ersten Liga bewundern kann, sind mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit die fehlenden Anlagen von Seiten der Spieler. Beobachtet man das Spiel zwischen der Vienna und St.Pölten nämlich genauer fällt sofort ins Auge dass direktes Passspiel eher die Ausnahme als die Regel ist. Oft braucht ein Spieler hier zwischen 3 und 4 Sekunden um eine brauchbare Anspielstation zu finden. Es scheint meist so als ob sich ein Spieler erst dann Gedanken darüber macht welchen Spieler er als nächstes anspielt wenn er sich den Ball bereits abgestoppt und hergerichet hat. Ein großer Fehler des österreichischen Fußballs. Denn direktes Passspiel, und somit auch schneller Kombinationsfußball, kann nicht funktionieren wenn ein Spieler nicht bereits weiß wen er als nächstes anspielt, bevor er den Ball bekommt.
Daher wissen sich eben unterklassige Mannschaften leider meist nur mit hohen Zuspielen auf die Sturmspitze zu helfen, eine Tatsache die wohl den Hauptgrund zwischen Masse und Klasse ausmacht. Natürlich spielen auch noch andere Faktoren wie Geschwindigkeit, Technik und Reaktionsschnelligkeit eine große Rolle wenn es um die Frage geht warum denn St.Pölten nicht mit dem FC Barcelona mithalten kann.
Wirft man einen Blick in Richtung Bundesliga ist auch sehr auffällig dass mit der Wiener Austria und Red Bull Salzburg wohl die zwei kombinationsstärksten Mannschaften Österreichs an der Tabellenspitze stehen. Sollten dass auch kleinere Vereine erkennen, Geduld beweisen und jahrelang gezielt darauf hintrainieren Kombinationsfußball zu praktizieren, besteht kein Zweifel daran dass sie eines Tages tatsächlich das Loch zwischen sich und den Topvereinen schließen können.
Und die Wurstsemmel schmeckt dann auch gleich besser.
(mpesseg, 12.April 2013)
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