Warum schafft es kein österreichischer Verein auf das Niveau des FC Basel zu kommen ? Diese Frage stellt sich wohl so mancher rot-weiß-roter Fußballfan. Die Suche nach der Antwort auf diese Frage läuft.
Als Österreicher kann man derzeit nur neidisch Richtung Schweiz blicken: Während gerade einmal eine Mannschaft aus Österreich in dieser Saison die Gruppenphase eines Europacups erreichte und sich auch gleich wieder blamabel verabschiedete, schafften es in dieser Spielzeit immerhin gleich 2 schweizer Vereine in die Gruppenphase des Europacups. Die Young Boys aus Bern mischten trotz einer harten Europa League Gruppe, immerhin vom FC Liverpool, angeführt, bis zum letzten Spieltag um den Aufstieg in das Sechzentelfinale mit. Der zweite schweizer Verein, der FC Basel, nahm diese Hürde hingegen souverän, schaltete in den KO-Spielen auch noch die beiden osteuropäischen Vereine Dnipro Dnipropetrovsk sowie Zenit St.Petersburg aus, und zeigte auch im Hinspiel gegen Tottenham eine starke Leistung. Selbst wenn es die Basler nicht in das Halbfinale der Europa League schaffen sollten, verzweifeln die österreichischen Fans dürften bereits ein wenig daran verzweifeln dass solche Kunststücke den österreichischen Vereinen zuletzt eher selten gelungen sind.
Bereits letztes Jahr bewiesen die Basler welch große internationale Reife sie besitzen und schalteten in der Gruppenphase immerhin den englischen Rekordmeister Manchester United aus. Angesichts der ähnlichen Kultur, der ähnlichen Art und der ähnlichen Größe, verwundert es wohl so manchen Österreicher warum es denn weder der SK Rapid, noch die Wiener Austria oder die Salzburger Bullen zuletzt so weit brachten wie der FC Basel 1893 in den vergangenen beiden Jahren.
Wirft man allerdings einen Blick auf die Scoutingabteilungen der österreichischen Bundesligisten schämt man sich schon ein wenig, sich mit den Eidgenossen zu vergleichen. Einzig und allein Red Bull Salzburg kann ein professionelles Scoutingnetzwerk aufweisen, alle anderen Vereine sind angewiesen auf schlichte Leistungsdaten und Empfehlungen von alten Bekannten oder Freunden des Vereins. Dies macht sich auch in der Transferpolitik der letzten Jahre bemerkbar. Einzig und allein die Salzburger konnten Talente wie Valon Berisha, Kevin Kampl, Sadio Mane, Somen Tchoyi, Alan und Jonathan Soriano, allesamt eher wenig bekannte Spieler aus dem Ausland, verpflichten, die beiden Wiener Großklubs beschränkten sich fast ausschließlich auf Spieler welche man in den österreichischen Stadien und Sportplätzen besichtigen kann, oder die irgendeinem Ex-Spieler oder Funktionär mal unter die Augen gelaufen sind (Bestes Beispiel: Dare Vrsic bei der Wiener Austria). Doch wenn sich diese mal die Mühe machen sollten und sich auch mal außerhalb der bekannten Grenzen aufhalten, landet man nicht selten richtige Transfer-Coups, aus denen man auch richtig Geld schlagen kann (Beispielsweise Nacer Barazite, Austria Wien).
Bekommt man also diese Fakten zu Gesicht, nämlich dass bei aktuell 20 professionellen Vereinen in Österreich exakt ein Scoutingnetzwerk existiert, hat man eigentlich schon den Hauptgrund für die schwächelnde Qualität und den nachlassenden internationalen Erfolg in der österreichischen Bundesliga gefunden.
Denn das Scouting ist wohl neben der sehr stabilen finanziellen Lage, einer der Hauptgründe dafür warum der FC Basel in Europa für Furore sorgt und die österreichischen Vereine im besten Fall das Sechzentelfinale der Europa League erreichen. Während die Schweizer bekanntlich aus den verschiedensten Ländern billige, talentierte Spieler verpflichten, bedienen sich österreichische Vereine nicht selten bei einem direkten Ligakonkurrenten. Immerhin spielt man gegen solche in Österreich ohnehin mindestens 4mal im Jahr. Da findet man doch sicherlich mal ein mehr oder weniger großes Talent.
Weder ein Park Joo-Ho, Mohammed Salah, Gaston Sauro, Jacques Zoua noch ein Aleksandar Dragovic würden heute bei den Baslern für Furore sorgen, hätte man nicht vor einigen Jahren ein professionelles Scoutingsystem bei dem schweizer Spitzenreiter eingeführt.
Im internationalen Spitzenfußball findet sich relativ schnell ein Verein der ebenfalls großen Profit aus seinem Scoutingsystem schlägt und daher durchaus mit dem Verein aus der drittgrößten Stadt der Schweiz verglichen werden kann: Borussia Dortmund. Spieler wie Shinji Kagawa, Robert Lewandowski, Nuri Sahin oder Lucas Barrios waren allesamt Ergebnisse dieses gut durchdachten Scoutings, welches in den letzten Jahren bei den Schwarz-Gelben anscheinend auf der gesamten Erdkugel intensivst betrieben wurde.
Ein weiterer Faktor für den anhaltenden Erfolg des FC Basel: Sollte ein Scout mal tatsächlich ein viel versprechendes Talent gefunden haben, was nicht gerade selten passiert, hält man diesen nicht bis in die Unendlichkeit beim Verein, sondern steht hoch dotierten Angeboten aus dem Ausland offen gegenüber.
Die beiden albanisch stämmigen Schweizer Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka sorgten beispielsweise sorgten vergangenes Jahr für den FC Basel in der Champions League für ordentlich Furore. Während an dieser Stelle wohl jeder österreichische Verein versucht hätte den Spieler so lange wie nur möglich im eigenen Verein zu halten, nahmen die Schweizer die beiden Angebote aus der deutschen Bundesliga ohne Bedenken an - natürlich nicht ohne einem gewissen finanziellen Hintergedanken. Es wurde genügend Geld eingenommen, welches man wiederum in Scouting sowie die Verpflichtung von talentierten Spielern investieren kann.
Die Basler werden allerdings auch verstanden haben dass einige Spieler wohl etwas muffig werden, sollte man Angebote von klar stärker einzuschätzenden Vereinen nicht annehmen. Dies hat natürlich keinerlei positive Auswirkungen auf die Moral der Spieler und die Stimmung innerhalb der Mannschaft.
Ermöglicht wird dies alles durch ein enorm intelligent agierendes Präsidium, welches bis Jänner noch unter der Führung von Gigi Oeri stand. Diese leistete in ihren 12,5 Jahren beim schweizer Traditionsklub sensationelle Arbeit, vor allem bewies sie die nötige Geduld und Reife um einen Verein wie den FC Basel an die europäische Spitze heranzuführen.
Diese von Oeri in den letzten Jahren geleistete Arbeit wird wohl auch von Bernhard Heusler perfekt weitergeführt werden. Es besteht daher kein Anlass zu befürchten, dass die Schweizer in den kommenden Jahren weder dem Geiz noch dem Kaufrausch verfallen würden. Stattdessen wird man wohl auch in Zukunft auf jene Faktoren aufbauen, welche die Basler aktuell von allen österreichischen und auch vielen anderen europäischen Vereinen unterscheidet:
Ausgeklügeltes Scouting, geschicktes Wirtschaften und jede Menge Geduld.
(mpesseg, 11.April 2013)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen