Als bekennender Patriot fällt es schwer kein Werder Sympathisant zu sein , immerhin befinden sich mit Strebinger , Prödl , Junuzovic sowie Arnautovic gleich 4 Österreicher im Bremer Kader und es erscheint durchaus möglich dass sich diese Zahl im Sommer nochmals erhöht.
Doch darum geht es hier nicht , viel eher geht es darum die weiter anhaltende Ergebnisskrise bei den Norddeutschen zu klären und Lösungsvorschläge zu finden.Seit 6 Spielen konnte die Mannschaft von Thomas Schaaf nicht mehr gewinnen. Unter diesen sieglosen Partien waren unter anderem ein 1:6 Debakel in München , eine Heimniederlage gegen den FC Augsburg oder ein blamables Unentschieden gegen den Tabellenletzten Greuther Fürth. In Bremen wird die Kritik an Thomas Schaaf immer lauter , denn es scheint unverständlich warum eine Mannschaft die mit Spielern wie De Bruyne , Arnautovic , Sokratis , Elia oder Hunt eigentlich um die Europacup-Plätze mitspielen sollte , sich mit dem Thema Abstieg auseinander setzen muss.
Dass die Mannschaft tatsächlich in der Krise steckt ist wohl eine Mischung aus mehreren Faktoren. So findet sich im Bremer System gleich ein grundsätzlicher Fehler welcher sowohl an Thomas Schaaf , der punkto Transfers sicher einiges mit zu besprechen hat , aber auch der Vorstandsriege beziehungsweise dem ehemaligen Manager Klaus Allofs fest zu machen ist.
In der von mir vorgefertigten Aufstellung einer Bremer Mannschaft die (insbesondere in der Hinrunde) oft zum Einsatz finden sich offensiv 4 dribbelstarke Spieler, die allerdings allesamt nicht dafür bekannt sind oft den Weg in die Defensive zu suchen.
Des weitern sind zwar bestimmt all diese 4 aufgrund ihrer großen technischen Fertigkeiten in der Lage auf den Millimeter zugeschnittene Flanken zu schlagen , allerdings ist das Quartett nicht unbedingt dafür bekannt diese Fähigkeit häufig auszuspielen. Arnautovic beispielsweise hat dies in der Hinrunde noch am öftesten von allen probiert, was auch relativ einfach seine an der Zahl 5 Torvorlagen in der Hinrunde erklärt.Denn in der Mitte findet sich mit Nils Petersen ein in seinen technischen Fähigkeiten sehr eingeschränkter Stürmer welcher erst dann richtig gefährlich wird wenn ihn seine Mitspieler mit Zuspielen füttern. Im Falle des SV Werder Bremen bedeutet dies vor allem Flanken. Petersen ist nicht in der Lage im Alleingang 2-3 Verteidiger stehen zu lassen , spielen allerdings seine Mitspieler gezielt auf den lang gewachsenen Petersen sorgt auch dieser für Gefahr. Ein ähnlicher Spielertyp wie Petersen ist beispielsweise Joseph Akpala. Wie Petersen kam auch Akpala , der allerdings im Gegensatz zu der Leihgabe aus Bayern als Arbeitstier verschrien ist , in diesem Sommer neu zur jungen Bremer Mannschaft.
Hier wurde ein klarer Fehler punkto Scouting / Transferpolitik begangen. Denn dadurch befinden sich mit Akpala und Petersen auf der einen sowie Füllkrug auf der anderen Seite lediglich 2 Stürmertypen im Kader wieder. Sollte Füllkrug ausfallen , wie es in dieser Saison seit Jänner der Fall ist , sind die Bremer leicht auszurechnen. Für die verteidigende Mannschaft ist es dann nur noch wichtig Petersen aus dem Spiel zu nehmen und es hängt bei Werder Bremen eigentlich alles von Einzelaktionen der dribbelstarken Offensivkünstler ab. Oder eben jene Offensivkünstler mach dem Gegner gleich den Gefallen , versuchen gar nicht erst Nils Petersen zu finden und setzen dagegen zu Dribblings an welche meist zu einem Ballverlust führen.
Einen Ballverlust den sich Werder ganz sicher nicht leisten kann , zumindest solange nicht bis sich die offensiv agierenden Spieler bei Werder dazu überwinden nach einem Ballverlust hinter den Ball zu gelangen um dem Gegner nicht unnötig Räume zu öffnen.
Dadurch bedingt steht es auch meist nicht gerade positiv um die Abwehrkette , welche zu einem Großteil in einigen Situationen der bisherigen Saison deshalb so schlecht aussah , weil sie bei schnellen Kontern der Gegner praktisch auf sich alleine gestellt ist.
Das weder einer der dadurch betroffenen Defensivkünstler , sprich Sokratis oder Lukimya , noch Cheftrainer Schaaf dies bisher klipp und klar öffentlich zur Rede stellten wirkt mehr als nur verwunderlich und lässt das Ganze so wirken als ob es ein Teil von Thomas Schaafs System wäre 5 Spieler vorne in der Luft hängen zu lassen. Wieder verweise ich hier auf Zlatko Junuzovic , welcher seine teils unfassbaren Laufwerte damit erklärte dass er die Defensivarbeiten seiner offensiven Kollegen auch übernehmen müsse.
Und damit kommt man eigentlich schon zum nächsten wichtigen Thema : Thomas Schaaf lässt seine Spieler auf den falschen Positionen auflaufen. Zlatko Junuzovic ist keineswegs ein defensiver Mittelfeldspieler , noch ein Außenstürmer. Junuzovic ist auf der 10 beheimatet , betont dies auch öfters in Interviews. Mit einem zugedrückten Auge könnte man den Österreicher noch als Zentralen Mittelfeldspieler bezeichnen , aber auch nur weil er extrem viel Laufarbeit übernimmt.
Junuzovic wäre zweifelsohne auf der Position des Offensiven Mittelfeldspielers die Idealbesetzung , denn im Gegensatz zu einem Aaron Hunt oder Kevin De Bruyne ist "Sladdi" durchaus dazu bereit hinten auszuhelfen. Würde man dann noch auf eine doppelte 6 bauen , so wie es Thomas Schaaf zuletzt auch Gott sei dank praktizierte (Bargfrede und Trybull) hätte man damit bereits 7 Spieler welche in der Defensive aushelfen würden.
Um auch das Offensivspiel etwas anzukurbeln hätte der Werder-Vorstand entweder auf der Position der Außenstürmer oder auf der Position der Mittelstürmer reagieren sollen. Auf Außen wäre ein vielleicht nicht ganz so dribbelstarker , dafür flankenstärkerer Spieler die Ideallösung gewesen (Christian Pander , Lars Stindl , Adam Hlousek ...). Aber auch ein Spielertyp ähnlich wie Füllkrug , gemeint sind damit die vor allem die Fähigkeiten am Ball , nur mit etwas mehr Erfahrung würde die Mannschaft wohl unberechenbarer machen (Hoffer, Joselu , Hanke ...) und zudem besser in die Riege der dribbelstarken Offensivkünstler De Bruyne , Hunt und Elia passen.
Bei Red Bull Salzburg funktioniert das System mit dribbelstarken Außenstürmern gut , vor allem weil man mit Jonathan Soriano einen Stoßstürmer hat welcher sich oft in das Aufbauspiel einbaut.
Kurzfassung:
Da Petersen kein spielstarker Stürmertyp und auf die Zuspiele seiner Mitspieler angewiesen ist , wären Außenstürmer gefragt die öfters über Flanken versuchen zum Torerfolg zu gelangen. Zudem sollte die Defensivarbeit der Offensivkräfte gestärkt werden , da die Hintermannschaft bei Kontern sonst völlig auf sich alleine gestellt ist. Von großer Relevanz wäre zuden die Verpflichtung eines spielstärkeren Angreifers , da dieser besser in das Spiel der dribbelstarken Mitspieler passen würde.
(mpesseg , 1.April 2013)