Donnerstag, 25. April 2013

Donnerstags geht niemand gern zur Schule

Sie betreten den Rasen. Lauschen und lauschen, doch sie hören nichts. Zumindest nicht das was sie erwarten.

Ein Schicksal welches den Engländern nicht unbekannt sein dürfte: Statt spannender Champions League Abende in Madrid, München oder Paris befindet man sich in einer schweizerischen Kleinstadt. An einem Donnerstag.

Doch man hat sich mittlerweile damit abgefunden. Zumindest öffentlich. Statt "Ich spiele nur ungern donnerstags" rauscht nun "Mittlerweile habe ich meinen Spaß daran gefunden" durch den europäischen Blätterwald. Gegen Steaua Bukarest, gegen eine rumänische, eine schwache rumänische Mannschaft musste man sich bereits geschlagen geben. Eine Schande. Doch sie hatte scheinbar, zumindest für das ungeübte Auge, keine Folgen, im Rückspiel gewann man ja wieder, die Niederlage im Hinspiel war nur fader, ungesalzener Beigeschmack. Bei genauerer Betrachtung, wohlgemerkt nicht ohne technische Hilfsmittel, erkennt man jedoch noch interessanterweise einen blauen, handförmigen Abdruck an den Wangen der Spieler welcher wild am pulsieren ist.

Und obwohl man wieder eine solch bittere Niederlage wie Wochen zuvor hinnehmen musste, diesmal blieb der Schlag ins Gesicht aus. Denn der Schlag war nicht grundlose Prügelei welcher körperlichen Schaden hinzufügen sollte, nein viel mehr: Er war ein mentaler Antrieb, einer der das Gehirn zum Laufen bringen sollte.
Und er tat es. Denn nun, seit jenem Schlag ist man sich bewusst: Verlieren ist hier keine Alternative.

Nur ein Sieg bringt sie weiter, nur ein Sieg kann in der Heimat für positive Schlagzeilen sorgen. Oder zumindest für keine schlechten. Man wird den Gegner nicht unterschätzen, man weiß was dieser in den letzten beiden Jahren schon erreicht hat. Man wird, weil man unbedingt den Pokal mit nach Hause nehmen möchte, weil man dann immerhin in Amsterdam spielen darf, was schon eher an Paris oder München herankommt.

Außerdem sieht es einfach irrsinnig blöd aus mit einem blauen Auge nach Hause zu kommen. Was da wohl wieder die Eltern über den Babysitter schimpfen werden.

(mpesseg, 25.April 2013)

Mittwoch, 24. April 2013

War das die Wachablöse ?

Nach den begeisternden Auftritten von Bayern München und Borussia Dortmund in den Champions League Halbfinalspielen glaubt schon so mancher Fußballfan an eine Wachablöse im europäischen Fußball. Zweifelsohne waren die Auftritte der beiden besten Mannschaft in den vergangenen Tagen beeindruckend.

Doch reicht diese Tatsache bereits dazu aus um die deutsche Bundesliga als die beste Europas, und somit vermutlich auch als beste der Welt, zu bezeichnen ? Dazu benötigt es bekanntlich weit mehr als bloß einige Galaauftritte im europäischen Fußball. Jahrelang konstante, gute Arbeit ist von Nöten um tatsächlich von einer Wachablöse sprechen zu können. Ist die deutsche Liga bereits weit genug um sich über die englische oder spanische stellen zu können ?

Zu aller Erst muss man natürlich auf die Spiele von Bayern München bzw. Borussia Dortmund zuletzt etwas genauer eingehen um eine erste Vermutung zu erhalten. Natürlich waren die beiden deutschen Vertreter den spanischen weit überlegen, allerdings dürfte mit dafür ein Grund, aber auch für das schwache Auftreten der englischen Vertreter in den vergangenen Jahren, das jeweilige Ligensystem sein. Während England ja ohnehin berüchtigt für seinen dichten Spielplan ist, wird der spanische Cup immerhin in Hin - und Rückspiel ausgetragen, hinzu kommt die Tatsache dass beide Ligen jeweils pro Mannschaft 38 Spiele in den Kalender drücken müssen, in Deutschland werden nur 34 Runden veranstaltet. Zwar versuchen die Mannschaften diesem Fakt durch ständiges Rochieren entgegen zu wirken, dies wirkt sich allerdings nicht all zu positiv auf das Mannschaftsgefüge aus, ebenso sind kleinere Verletzungen wie etwa die Oberschenkelzerrung von Lionel Messi die Folge vom dicht gedrängten Spielplan.

Nichts desto trotz sorgen noch einige weitere Faktoren für diese scheinbare Übermacht im europäischen Vereinsfussball für die deutschen Mannschaften. Neben einem gewissenhaften Scoutingsystem, höchst professioneller Arbeit, einer grandiosen Trainerausbildung, gut durchstrukturierter Nachwuchsarbeit sorgt vermutlich vor allem die ausgeglichene Liga für die aktuelle Leistungssteigerung der schwarz-rot-goldenen Mannschaften.

Ausgeglichene Liga ? Wohl kaum. Nicht umsonst werden von Seiten Bayerns beziehungsweise Dortmunds "schottische" oder auch "spanische"  Verhältnisse befürchtet. Denn zweifelsohne spielen Dortmund und Bayern innerhalb der deutschen noch einmal in einer eigenen Liga, der "Liga der Außergewöhnlichen" so zu sagen.
Bei allem Respekt, doch weder Schalke, noch Leverkusen oder Mönchengladbach können sich tatsächlich mit der Weltklasse, und somit mit Bayern oder Dortmund, messen. Man erinnere sich nur an die blamablen Auftritte der Werkself vergangenes Jahr im Achtelfinale gegen Barcelona. Tatsächlich sind die Ligaverhältnisse in Deutschland relativ gut mit den spanischen zu vergleichen. Denn was manch einer leider immer öfters außer Acht lässt: Abgesehen von Barca und Real gibt es noch einige andere spanische Vereine die in den letzten Jahren große Erfolge auf europäischer Bühne feiern konnten (Malaga, Sevilla, Atletico Madrid, Espanyol Barcelona, CF Valencia, Athletic Bilbao, Villareal ...). Vereine die in Deutschland allesamt relativ gut mit Schalke, Hamburg oder Stuttgart zu vergleichen wären.
Als die deutsche Liga noch tatsächlich ausgeglichen war, vor etwa 5,6 Jahren, konnte Fußball-Deutschland international kaum Erfolge feiern. Denn die Liga war leider auf einem derart niedrigen Niveau ausgeglichen dass man damals eben selbst leidtragende eines 0:4 Debakels war.
Dortmund und Bayern München haben sich auf einem für Schalke oder Mönchengladbach schon fast unerreichbaren Qualitätspegel eingefunden, einem Niveau mit welchem man international zur absoluten Spitze gehört. Daher sind diese "spanischen" Verhältnisse vermutlich gar nicht mal so schlecht für Deutschland, im Gegenteil: Diese Verhältnisse entstanden erst weil es Dortmund und Bayern geschafft haben in die internationale Spitze vorzustoßen.

Geschafft hat man dies vor allem durch eine geschickte Scoutingabteilung, konstantes Wirtschaften und eine sinnvolle Kaderzusammenstellung. Als Real Madrid sich nichts mehr mit Robben anfangen zu wusste öffneten die Bayern bereitwillig ihre Arme und boten dem Niederländer eine neue Bühne sich zu beweisen. Auch in der eigenen Liga halten die Münchner die Augen stets offen und sind schon lange nicht mehr nur darauf bedacht die Konkurrenz zu schwächen. Dank geschickter Leihgeschäfte schaffte man es zudem auch Talente aus dem eigenen Nachwuchs billig an die Mannschaft heranzuführen. Leihgeschäfte haben in München nicht nur eine Existenzberechtigung wenn es darum geht scheinbar abgeschobene Spieler von der Gehaltsliste streichen zu können, Spieler wie Alaba oder Kroos würden ohne Leihgeschäft möglicherweise noch heute ein Schattendasein in der Allianz Arena fristen. Oder auch nicht, denn in der Causa Thomas Müller haben die Lederhosen ebenso bewiesen dass die Bayern-Talente auch genügend von eben diesem besitzen um sich auf Anhieb und ohne lästigem Umweg durchsetzen zu können.
In Dortmund läuft das ganze ähnlich, wenn auch ein wenig anders. Da man hier nicht das nötige Kleingeld zur Verfügung hatte um etwa Arjen Robben Richtung Signal Iduna Park zu losten konzentrierte man sich vorneweg auf das Scouting, man entdeckte dabei billig Spieler wie Lewandowski, Sahin, Subotic, Hummels oder Barrios. Allesamt Spieler die in den letzten Jahren wohl den größten Anteil an den gelb-schwarzen Erfolgen hatten.
Mittlerweile ist der BVB auch international gereift und kann sich dadurch berechtigte Hoffnungen auf den 2. Champions League Titel in der Geschichte machen. Dass die Mannschaft auch Nachrichten wie den Abgang von Mario Götze verkraften kann beweist dass Jürgen Klopp weit mehr auf dem Kasten hat als stumpfen "Hurra-Fußball".

Doch zurück zur Ausgangsfrage: Waren diese Halbfinalspiele bereits so etwas wie eine Wachablöse ? Dies ist noch auszuschließen, dank einer stabilen Wirtschaftslage bei den deutschen Vereinen sind die Grundsteine dafür zwar bereits gelegt, doch darf man nicht auf die totale Dominanz des FC Barcelona in den vergangenen Jahren vergessen. Die Bayern standen zwar zweimal im Finale, verloren diese allerdings beide. Barcelona hingegen konnte seit 2006 schon 3mal den Champions League Titel für sich entscheiden. Dortmund spielte in den vergangenen Jahren ohnehin bloß eine untergeordnete Rolle im internationalen Fußball.
Zu dominant war der spanische Fußball in den vergangenen Jahren um ihn innerhalb von 2 Tagen schon abzuschreiben.
Man darf gespannt sein ob die deutschen Mannschaften auch in Spanien derart dominant auftreten können, ist dem so und spielen die deutschen Mannschaften auch nächstes Jahr auf europäischer Ebene derart dominant ist dieser Gedankengang noch einmal eine Überlegung wert.

Doch solange solche Spiele wie zuletzt eine Sensation darstellen und nicht die Regel sind kann von einer Wachablöse nicht die Rede sein.

(mpesseg, 24.April 2013)

Dienstag, 23. April 2013

Welche Rolle könnte Götze übernehmen ?

Vor dem heutigen Champions League ließ die Bild eine Eilmeldung raus: Mario Götze soll dank einer Ausstiegsklausel für 37 Millionen € zum FC Bayern wechseln können. Falls an dem Transfer tatsächlich etwas dran sein sollte stellt sich die Frage: Welche Rolle kann der Youngster in München übernehmen ?

Vergangenes Jahr schrieben deutsche Medien bereits über einen Machtwechsel als sich Marco Reus gegen die Bayern und für Dortmund entschieden hatte. Heute sieht das ganze ein wenig anders aus, der Spieß dürfte sich gedreht haben. Sollte das Boulevardblatt "Bild" Recht behalten und Mario Götze Richtung München wechseln dürften die Bayern ihre klar Vormachtstellung in Deutschland zum wiederholten Male unterstrichen haben.

Doch warum sollten die Bayern überhaupt Mario Götze verpflichten ? Hat man mit Toni Kroos, Franck Ribery, Arjen Robben oder Thomas Müller nicht schon genügend hochkarätiges Offensivmaterial ?
War das Dortmunder Urgestein ein Wunsch von Pep Guardiola ? Versauert der 20-jährige beim FCB auf
der Bank ?

Geht man davon aus dass beispielsweise nur Claudio Pizarro den Verein verlässt haben die Bayern inklusive der möglichen Verpflichtung von Götze 8 hochkarätige Offensivspieler im Kader die um 4 Positionen rattern. Eventuell auch nur um 3. Das kommt darauf an wie Pep Guardiola sein Spiel anlegen wird. Zweifelsohne ist ein ähnliches System wie er es bereits in Barcelona praktizierte vorstellbar.
Mit Manuel Neuer hat er einen gut mitspielenden Tormann, Dante stellt nicht nur frisurtechnisch das Pendant zu Carles Puyol, die beiden Außenverteidiger Alaba und Lahm zeigen genügend Offensivdrang, Martinez, Kroos und Schweinsteiger sind allesamt grandiose Passgeber, Ribery und Müller auf den Außen könnten in einem 4-3-3 die offensiven Flügelpositionen übernehmen. Doch wer agiert als Mittelstürmer ? Richtig, vermutlich Mario Götze. Nicht umsonst wird der Jungspund des öfteren mit Lionel Messi verglichen, er bringt auch ähnliche Anlagen wie der Zauberfloh aus Barcelona. Götze ist ebenso dribbelstark, schnell, impulsiv und technisch hochbegabt. Daher könnte er unter Guardiola durchaus als "falscher 9er" auftreten, jene taktische Finesse die Hauptschuld an den Erfolgen Barcelonas unter Pep Guardiola war.

Doch dies würde wohl nur eine billige Kopie des FC Barcelonas aus vergangenen Tagen darstellen und würde irgendwie nicht so recht in das Konzept des anderen, des deutschen FCB passen. Viel wahrscheinlicher ist dass Guardiola die unter Heynckes in Schwung gebrachte Angriffsmaschine weiter unter Betrieb halten wird und diese möglicherweise sogar noch ein wenig verbessert. In diesem Fall würde Götze wohl zunächst keine zentrale Rolle im System der Bayern zu teil werden, doch da Götze auf allen 4 Offensivpositionen zum Einsatz kommen kann wird er bestimmt auf seine Einsätze kommen können.
Entweder fungiert er auch hier als falscher 9er, zieht im offensiven Mittelfeld die Fäden oder sorgt auf einer der beiden Außenbahnen für Schwung.

Auch wenn viele deutsche Fußballfans herum unken werden "Der FC Bayern kauft schon wieder die besten Spieler der direkten Konkurrenten": Mario Götze passt perfekt in das System der Bayern. Er ist variabel einsetzbar und beherrscht zudem sowohl die nötige Power als auch die taktischen sowie technischen Grundvorraussetzungen um sich unter Guardiola schnell in der Mannschaft zu recht zu finden.
Zweifelsohne wird dieser Transfer, falls er denn wirklich zu Stande kommt, die Vormachtstellung der Münchner in Deutschland weiter vergrößern.
Dass Manchester United, der FC Barcelona und Manchester City im Poker um den 20-jährigen ebenso den kürzeren gezogen haben sollen beweist nach der Verpflichtung von Pep Guardiola einmal mehr wie groß die internationale Präsenz des FC Bayern mittlerweile wirklich ist.

(mpesseg, 23.April 2013)

Montag, 22. April 2013

Hyballa ist nicht mehr Trainer des SK Sturm Graz

Peter Hyballa ist nicht mehr Trainer des SK Sturm Graz. Doch warum eigentlich ? Wo liegen die Beweggründe der Entlassung ? 

Sportlich war die bisherige Saison der Grazer relativ durchwachsen. Im Achtelfinale des ÖFB Cups scheiterte man an Wacker Innsbruck, in der Liga spielt man zwar noch um den Europacup mit, berauschend waren die Ergebnisse der Steirer zuletzt allerdings nicht gerade. Nach 30 Runden liegen die Schwarz-Weißen bei 45 Punkten. Zwar war man also nicht unbedingt auf Meisterkurs, der Kader des SK Sturm gibt aber an und für sich auch nicht viel mehr her als die Qualifikation für die Europa League Quali. 
Da man die finanzielle Sichtweise eben so ausschließen kann bleibt eigentlich nur noch jene Kritik die wohl jeden Trainer am härtesten trifft: Die Kritik an der Personalie.

Auch die offiziellen Beweggründe der Grazer ("Kein Elan mehr" etc.) sprechen dafür dass es wohl eher um die Körpersprache oder das Auftreten als um die sportliche Arbeit Hyballas ging.
Der erst 37-jährige gilt als "Kasperl", als jemand der sich selbst während eines ernst gemeinten Interviews es sich nicht verkneifen kann Scherze zu treiben. Seine Antrittsrede ging von einem mehr oder weniger guten Wortspiel aus ("Ein kurzes Hy, ein schnelles Balla. So wollen wir auch spielen."), zuletzt bewarf er seinen Spieler Haris Bukva während eines Interviews mit Papierkugeln.
All dies lässt die Vereinsführung in der Öffentlichkeit nicht all zu seriös da stehen. Obwohl man sich möglicherweise eben genau das vom "deutschen Systemtrainer" erwartet hat. Man hat sich wohl erwartet dass Hyballa den von österreichischen Trainer bekannten "Skilehrerschmäh" beiseite lässt und stattdessen ein taktisches Konzept verfolgt mit welchem den Grazern langfristig der Erfolg garantiert hätte sein sollen.

Den wichtigsten Punkt, nämlich das taktische Konzept, verfolgte Hyballa zwar immer, den Schmäh konnte er aber anscheinend einfach nicht beiseite lassen. Seiner Idee von schnellem, offensivem Powerfußball stand oft die Person Peter Hyballas im Weg. Denn dieser scheute es nicht sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Ein Streitfall ob solche Aktionen pure Selbstdarstellung oder Versuche Druck von den Spielern zu nehmen sind.
Eines ist auf alle Fälle klar: Am größten war der Druck wohl stets auf Peter Hyballa selbst. Denn gegen die Routiniers Mario Haas, Imre Szabics, Milan Dudic oder Gratzei muss sich ein solcher Jungspund auf dem Trainerposten erstmal durchsetzen. Ein weit hergeholter Vergleich, allerdings eine ähnliche Situation: Jene von Andre Villas-Boas vor über einem Jahr beim Chelsea FC. Auch er hatte damit zu kämpfen dass die etwas älteren Spieler anscheinend mehr das Kommando übernahmen als der Trainer.

Schlussendlich ist zu sagen dass Peter Hyballa sicherlich kein schlechter Trainer war oder ist und ihm es auf alle Fälle vergönnt wäre einen neuen Verein zu finden, allerdings muss eine Vereinsführung erst einmal mit einer derart polarisierenden Person wie Peter Hyballa auf dem Trainerposten fertig werden. Hyballa dürfte wohl keinen Halt mehr von Seiten dieser gespürt haben und verlor damit vermutlich auch seinen Elan sowie seine Aggressivität.

Darüber wer dem gebürtigen Bocholter schließlich nachfolgt kann nur spekuliert werden. Fürs erste übernimmt das Grazer Urgestein Markus Schopp, er soll in den nächsten Spielen gegen den WAC und Rapid den allseits bekannten Trainereffekt hervorrufen.
Doch egal wer im Sommer 2013 dann auf der Bank der Grazer sitzen wird, es steht fest: Einen wie Peter Hyballa findet man in Jakomini wohl so schnell nicht wieder.

(mpesseg, 22.April 2013)

Sonntag, 21. April 2013

Der Trainereffekt: Tatsache oder Mythos ?

Vor dem Wiener Derby stellt sich die große Frage ob die interimistische Beförderung von Zoran Barisic den sogenannten Trainereffekt hervorruft und der krasse Außenseiter somit den Tabellenführer aus Favoriten bezwingen kann. Doch gibt es diesen Effekt eigentlich wirklich oder handelt es sich dabei nur um eine alte Fußballer-Weisheit ? 

Um dies herauszufinden muss man einerseits die Vergangenheit statistisch röntgen und gleichzeitig auf den möglichen psychologischen Nebeneffekt achten. Bekanntlich gilt ein Trainerwechsel für viele Spieler immer wieder als neue Chance sich für die Startaufstellung zu beweisen. Vor allem jene Leute die unter dem vorigen Trainer, in diesem Fall Peter Schöttel, nicht wie gewünscht zum Zug kamen werden vergangene Woche voll motiviert in die Trainingseinheiten gegangen sein.

Zu Beginn ist ein Blick auf die Vergangenheit angesagt, insbesondere natürlich auf jene der Grün-Weißen. Dazu sollte man am besten einen Blick auf die ersten beiden Spiele von Neubestellungen auf dem Trainerposten werfen und somit versuchen eine Art Muster herauszulesen:

PETER PACULT (RAPID , 0/2/0): Im September 2006 wurde Peter Pacult aus Dresden nach Hütteldorf gelotst um den glücklosen Georg Zellhofer zu beerben. Schon damals wurde von den verschiedensten Medien im Vorfeld von einem möglichen Trainereffekt gesprochen. In den ersten beiden Partien holte Pacult immerhin 2 Remis, einmal gegen Salzburg und einmal in Innsbruck.

ZORAN BARISIC (RAPID, 2/0/0): Da Peter Pacult bei einem Treffen mit Red Bull Boss Mateschitz entdeckt wurde schien ein Wechsel Richtung Salzburg für die verschiedensten Medien nur noch Formsache. Letztendlich wurde es RB Leipzig. Edlinger wars egal, er zog die Reißleine und beförderte schon damals Amateuretrainer Barisic zum zwischenzeitlichen Chef. In Innsbruck und gegen den SC Wiener Neustadt konnte man immerhin zwei hohe Siege einfahren.

RICARDO MONIZ (SALZBURG , 1/0/1): Ricardo Moniz sprang im April 2011 für Huub Stevens ein. In seinem ersten Spiel setzte es eine bittere 0:1 Niederlage gegen LASK Linz, im nächsten Spiel konnten die Bullen aber immerhin mit 3:0 gegen Sturm Graz gewinnen.

ROLAND KIRCHLER (INNSBRUCK , 2/0/0): Walter Kogler agierte vergangenen Herbst glücklos in der Tiroler Landeshaupstadt, das dortige Urgestein Roland Kirchler sprang ein. Und das auch noch ziemlich erfolgreich: Gegen Ried (H) und Mattersburg (A) konnte man in der ersten 2 Spielen von Kirchler als Wacker Innsbruck Cheftrainer ebenso viele Siege einfahren.

MICHAEL ANGERSCHMID (RIED , 1/1/0): Angerschmid war Nachfolger von Interimstrainer Gerhard Schweitzer nachdem Heinz Fuchsbichler bei den Innviertlern entlassen worden war. Angerschmid gelangen immerhin 4 Punkte in den beiden Heimspielen gegen Innsbruck und Wolfsberg.

DIETMAR KÜHBAUER (ADMIRA , 2/0/0): "Don Didi" wurde vom Amateuretrainer zum Cheftrainer befördert als Walter Schachner vom damaligen Mäzen Richard Trenkwalder entlassen wurde. Auch wenn es sich nur um die 2.höchste Speielklasse handelte, Kühbauer gewann seine ersten beiden Spiele gegen die Austria Amateure als auch gegen St.Pölten, 4 weitere Siege in ebenso vielen Spielen folgten.

HELMUT KRAFT (LASK LINZ , 1/0/1): Als der LASK im Frühjahr 2010 auf Trainersuche war stolperte man scheinbar zufällig über Helmut Kraft, welcher davor beim SC Wiener Neustadt entlassen wurde. Im ersten Spiel konnte er mit seiner Mannschaft 4:2 gegen Rapid gewinnen, in der nächsten Runde folgte eine böse 0:3 Niederlage gegen Red Bull Salzburg.

GEORG ZELLHOFER (SCR ALTACH, 1/1/0): In der Abstiegssaison des SC Rheindorf Altach im Jahr 2009 agierten gleich 3 Trainer bei den Vorarlbergern: Heinz Fuchsbichler, Urs Schöneberger und eben Georg Zellhofer. Zellhofer konnte aus seinen ersten beiden Spielen gegen die Wiener Austria (2:1 Sieg) und dem LASK (1:1) immerhin 4 Punkte ergattern.

IVICA VASTIC (AUSTRIA WIEN, 1/1/0): Die Ära des Ivo Vastic als Trainer der Wiener Austria gilt nicht unbedingt als die erfolgreichste. Im Vorfeld war die Euphorie in Favoriten groß, schließlich ließ der Nationalheld und aktuelle Trainer des SV Gaflenz aus Sicht der Fans zu defensiv spielen. Schließlich verpasste Vastic mit seiner Mannschaft den Europacup und aus der ursprünglich langfristig gedachten Lösung wurde ein halbjähriges Intermezzo. Immerhin konnte der Austro-Kroate aus den ersten beiden Partien (Ried, Rapid) 4 Punkte herausschlagen.

Bei einem Blick auf all diese Spiele erkennt man sofort dass es doch so etwas wie einen Trainereffekt geben könnte. Natürlich ist dies nur ein Art Stichprobe, dennoch liest sich die Gesamtstatistik (11/5/2) relativ beeindruckend. Nur Peter Pacult konnte von insgesamt 9 Trainer keinen Sieg aus den ersten beiden Spielen herausschlagen.

Doch warum ist dem so ? Ein Grund ist auf alle Fälle natürlich dass etwas frischer Wind in die Mannschaft weht und diese daher einen mehr oder weniger großen Motivationsschub erhält. Natürlich kann kein Trainer dieser Welt in 2-3 Wochen eine Mannschaft erheblich verbessern, allerdings spielt die mentale Seite im modernen Fußball vermutlich eine weitaus größere Rolle als körperliche Stärken oder technische Gustostückerl. Daher scheint sich eine Mannschaft in den ersten Spielen eines neuen Trainers scheinbar enorm verbessert zu haben. Vor allem für jene Spieler die eigentlich schon ausgemustert wurden (im Falle von Rapid z.B. Thomas Prager oder Stefan Kulovits) sorgt ein Trainerwechsel für besonders viel Adrenalin im Blut.

Auch die aktuelle Krise des SK Rapid Wien ist wohl zu einem Großteil in den Köpfen der Spieler gewachsen, denn dass die Wiener an und für sich eine bessere Mannschaft als etwa Pasching oder Innsbruck darstellen ist kein großes Geheimnis.
Auch gut abzulesen ist diese Theorie an der klassischen Weisheit "Wenns läuft dann läufts". Denn mit jedem Sieg wird eine Mannschaft selbstbewusster, mit jeder Niederlage verliert sie an mentaler Substanz. Kein Wunder also dass die Rapid-Spieler langsam aber sicher das Vertrauen in sich selbst verloren.

Kurz zusammengefasst: Es gibt tatsächlich eine Art Trainereffekt, diese Tatsache bringt trotz der Formstärke der Austria auch wieder etwas Spannung in das 305. Wiener Derby.
Allerdings sollte man beachten dass gute Arbeit nicht unbedingt darauf beruht anständig den Trainer zu wechseln um frischen Wind in die Mannschaft zu bringen.
Gute Arbeit beruht auf geduldiger und nachhaltiger Arbeit. So wie es bei eigentlich allen internationalen Spitzenteams der Fall ist.

(mpesseg, 21.April 2013)


Samstag, 20. April 2013

Santana wechselt wohl zum Erzrivalen

Liebe Fußballfreunde,

Vergangenen Dienstag war er noch gefeierter Held im Champions League Viertelfinale gegen den FC Malaga, heute vermeldete die Boulevardzeitung "Bild" dass Felipe Satana zur neuen Saison zum Dortmunder Erzrivalen aus Gelsenkirchen wechseln wird.
In der Regel sorgen Transfers zwischen den Revierclubs für noch mehr Emotionen und Spannung als es ohnehin schon der Fall ist.

Das bristante an dem Geschäft: Santana, deutscher Meister und Teilnehmer an mehreren Champions League Partien, soll dank einer Ausstiegsklausel für schlappe 1 Million Euro die Farben wechseln können.Pfeifgeräusche werden daher wohl die nächsten Auftritte Santanas untermauern.
Und wieder beweist sich: Einige Medien sind scheinbar vor allem damit beschäftigt mit verkündeten Transfers und Gerüchten Unruhe in die verschiedensten Vereine zu bringen, Jedoch bin ich ihm nicht sauer, denn genügend Einsatzzeit kann ihm der BVB aktuell einfach nicht garantieren. Aus dieser Sichtweise scheint der Transfer durchaus überlegt. Auch wenn es aus meiner Sicht nicht unbedingt die blauen Knappen hätten sein müssen. Doch auch wenn es ihn zum großen Rivalen verschlägt: Als wahrer Fan kann man einem Spieler mit solch hohen Verdiensten nur viel Glück für die Zukunft wünschen.

(Felix , 19.April 2013)

Freitag, 19. April 2013

Offener Brief an den ORF

Liebe Sport-Redaktion des Österreichischen Rundfunks !

Es ist bekannt welchen Aufwand es darstellt einen Bewerb sportlicher Art live im Fernsehen zu übertragen. Rechte müssen eingeholt werden, Angestellte müssen sich um Kameraführung, Schnitt und Lichtverhältnisse kümmern, Experten werden eingeladen, mit Pressesprechern werden Interviews vereinbart. Bei einer derartigen Vorbereitung auf ein Fußballspiel, egal ob in der österreichischen Bundesliga oder bei einem Bewerb anderer sportlicher Art gilt: Um ein sportliches Ereignis live im Fernsehen übertragen zu können muss man mit vollem Herzblut bei der Sache sein. Ist man das nicht sollte man es lieber gleich ganz bleiben lassen.

Um so größer ist meine Verärgerung wenn man sich als Fanatiker des Sports mit dem runden Leder eine Partie im Rundfunk ansehen möchte. Es ist zwar wünschenswert für einen jeden Fußballspiele mit nationaler oder internationaler Brisanz zur Verfügung stellen zu können, doch egal ob arbeitslos oder schwerreich: Wer ordentliche Berichterstattung zur Verfügung gestellt bekommen möchte wird von den inhaltlichen und journalistischen Fehlern bei Übertragungen im ORF schon fast dazu gezwungen sich Fußballspiele künftig ausschließlich per Pay TV zu Gemüte zu führen.
Warum ? Weil man beim ORF anscheinend nicht mit genügend Herzblut bei der Sache ist.

Wozu holt man sich die Rechte für ausgewählte Europa League Spiele ein wenn man dann in 5 Minuten auf schlampige Art und Weise Auf -und Einstellung der beiden Mannschaften zur Verfügung gestellt bekommt ? Man könnte das Geld doch gleich einsparen und dieses in einen halbwegs vernünftigen Moderator oder Kommentator investieren. Anstatt auf Leute die anscheinend von jedem Sport ein bisschen was mitkriegen, aber von keinem wirklich Ahnung haben, könnte man doch auf Fachexperten setzen die sowohl fachlich als auch rhetorisch hoch anzusiedeln sind.
Die Rede ist also weder von Ex-Torhütern, ehemaligen Nationaltrainern oder Torschützenkönigen, sondern von ganz einfachen Sport-Journalisten welche über Jahre hinweg bewiesen haben dass sie ganz einfach wahre Experten auf diesem Gebiet sind.

Wird der Fußballfan denn intellektuell derart unterschätzt dass man meint er komme nicht mit taktischen Grundkenntnissen klar ? Es scheint so, denn ansonsten hätte man sich längst ein Beispiel an anderen Fernsehstationen genommen und würde vor, während und nach dem Spiel auch auf taktische Dinge eingehen.
Eine weitere mögliche Erklärung, und wahrscheinlich auch die richtige, wäre dass Personen welche keine Experten auf dem jeweiligen Gebiet sind ganz einfach nicht dazu in der Lage sind solche Dinge zu erkennen oder zu analysieren.

Warum also hat man sich nicht bereits längst um dieses Problem gekümmert und diese Personen aus dem Mittelpunkt genommen oder ihnen zumindest Fachleute zur Verfügung gestellt ? Warum lässt man diese Personen ein ganzes Spiel zu Wort kommen wenn man doch weiß dass sie nicht mehr als Floskeln oder ironische Anspielungen aus ihren Mündern bekommen ? Warum ist es bei jeder Randsportart, egal ob Volleyball oder Handball, möglich zwei Kommentatoren zuzuhören, nur im Fußball nicht ?

Immerhin ist Fußball bekanntlich eine der populärsten, wenn nicht sogar die populärste, Sportart in Österreich. Nutzt man diese Tatsache denn derart aus indem man ganz einfach den Gedanken "Friss oder stirb" hegt ?
Während man auf anderen Sendern sogar Emotionen und Objektivität ins Haus geliefert bekommt hat man beim ORF immer öfters das Gefühl dass größere Mannschaften von Seiten der Kommentatoren und Moderatoren bevorzugt werden. Es wird nicht all zu selten ein Weltbild von Gut und Böse gemalt welches aus der Sicht eines objektiven Betrachters ganz einfach nicht der Realität entsprechen kann.

Haben öffentlich-rechtliche Sender nicht an und für sich eine Art Bildungsauftrag ? Sollte man diesen denn nicht auch erfüllen ? Scheinbar gelten in Österreich andere Sitten als sonst wo, denn ansonsten würde man bei Vorberichterstattung und Kommentation nicht penibel genau darauf achten das Produkt massen kompatibel sondern qualitativ hochwertig zu gestallten.
Sollte man nicht jenen Leuten welche jährlich ihre Rundfunkgebühren zahlen und auch nicht davor scheuen sich Werbung zu Gemüte zu führen eine objektive und seriöse Berichterstattung gewährleisten ?

Ich bin froh als freier Blogger objektiv sein zu können und diesen offenen Brief verfassen zu dürfen. Ich bin ebenso froh darüber dass es in Österreich auch ohne Pay TV möglich ist ausgewählte Bundesligaspiele anzusehen. Doch der absolut letzte Schritt zu völliger Zufriedenheit wäre es wenn der ORF über Fußballspiele mit ebenso viel Herzblut und Ehrlichkeit berichtet wie etwa bei alpinen Ski-Bewerben. Ich schätze die Angestellten des Rundfunkes sehr und bin mir auch bewusst mit welch intelligenten und intellektuellen Personen man es zu tun hat, doch Talent alleine bringt einem nichts wenn man es nicht auf den Platz bringt.
Fragen Sie Oliver Polzer, er weiß das ganz bestimmt.

Ich hoffe Sie werden diesen offenen Brief ernst nehmen und beweisen dass am Küniglberg seriöse und intelligente Personen arbeiten. Ich hoffe Sie werden diesen Brief weder ignorieren noch mit abgedroschenen Floskeln antworten, noch aufgrund von Rufschädigung oder anderen unangebrachten Paragraphen vor Gericht ziehen.
Denn ansonsten könnte sich nicht nur meine Meinung, auch die Meinung von vielen anderen Leuten schnell in das Negative wenden.

Mit herzlichen Grüßen,

(mpesseg, 19.April 2013)